Was ist Psoriasis-Arthritis?
Heute weiß man, dass die Psoriasis-Arthritis keine reine Hautkrankheit ist. Hautschädigung und Gelenkentzündung entstehen durch die gleiche Fehlsteuerung im Immunsystem.
Die Psoriasis-Arthritis ist eine chronisch-entzündliche Gelenkerkrankung (Arthritis), die im Zusammenhang mit Psoriasis (Schuppenflechte) auftritt. Chronisch bedeutet, im Gegensatz zu einer akuten Krankheit, dass sie über einen langen Zeitraum bestehen bleibt.
In den meisten Fällen (ca. 75 %) erkranken Betroffene zuerst an einer Psoriasis, bevor sich auch die Gelenke entzünden. Insgesamt entwickeln etwa 20 bis 30 % aller Personen mit Psoriasis im Verlauf eine Psoriasis-Arthritis. Durchschnittlich liegen zwischen dem Auftreten der Psoriasis und der Diagnose einer Gelenkentzündung zehn Jahre. Weniger oft (15 %) treten Gelenk- und Hautentzündung gleichzeitig auf. Noch seltener (10 %) kommt es vor, dass es als Erstes zu einer Entzündung der Gelenke und im Verlauf dann zu einer Entzündung der Haut kommt.
Die Psoriasis-Arthritis zählt zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen. Bei diesen sind die Abwehrzellen unseres Immunsystems fehlgeleitet, sodass sie körpereigene Strukturen angreifen und es zu einer Entzündungsreaktion kommt. Bei der Psoriasis richten sich diese entzündlichen Prozesse hauptsächlich gegen die Hautzellen und lösen die für diese Erkrankung typischen Hautveränderungen aus. Bei der Psoriasis-Arthritis greifen sie zusätzlich die Zellen der Gelenkinnenhaut an, wodurch auch Knorpel und Knochen betroffen sein können sowie die Sehnen der Finger und Zehen.
Wie äußert sich die Psoriasis-Arthritis?
Der Verlauf der Psoriasis-Arthritis kann individuell sehr unterschiedlich sein. Häufig verläuft die Erkrankung in Schüben, zwischen denen die Beschwerden abklingen oder sogar ganz verschwinden.
Die Beschwerden bei einer Psoriasis-Arthritis lassen sich in Krankheitszeichen der Hautentzündung und der Gelenkentzündung einteilen. Bei der Psoriasis werden mehr neue Hautzellen gebildet, als sich aus der obersten Hautschicht ablösen. Daher kommt es dort zu einer Verdickung, bei der benachbarte Hautzellen miteinander verkleben und die typischen Plaques entstehen. Bei diesen handelt es sich um erhabene, gerötete, trockene und mit silbrig-weißen Schuppen bedeckte Hautareale, die von einem schmalen, roten Saum scharf begrenzt sind. Diese Rötung entsteht durch erweiterte Blutgefäße, über die spezifische Entzündungszellen und Botenstoffe des Immunsystems in die Haut gelangen. Teilweise zeigen sich bei der Erkrankung auch Veränderungen der Nägel. Typisch sind hier u. a. stecknadelkopfgroße Eindellungen (Tüpfelnagel) oder gelb-rot-braun schimmernde Flecken unter der Nagelplatte (Ölfleck).
Typische Symptome der Gelenkentzündung sind bei der Psoriasis-Arthritis (druck-)schmerzhafte, entzündete Schwellungen vor allem an den Finger- oder Zehenend-, Knie- und Sprunggelenken. Häufig sind einzelne Finger oder Zehen komplett geschwollen (Daktylitis, „Wurstfinger“). Zudem können Sehnen und Sehnenansätze (Enthesitis) entzündet sein. Im Unterschied zur rheumatoiden Arthritis sind die Gelenke bei der Psoriasis-Arthritis in der Regel nicht symmetrisch, sondern nur einseitig befallen. Betroffene leiden häufig an einer eingeschränkten Beweglichkeit, die besonders stark am Morgen ausgeprägt ist (Morgensteifigkeit).
Eine möglichst frühe Diagnose der Psoriasis-Arthritis ist besonders wichtig, da es bereits nach wenigen Jahren zu einer Schädigung (Erosion) der Knochen und Knorpel in den betroffenen Gelenken kommen kann.
Durch die Psoriasis-Arthritis kann das Risiko für andere Erkrankungen erhöht sein. Dies betrifft vor allem Augenentzündungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Angststörungen, Depressionen sowie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie z.B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
Was sind die Ursachen der Psoriasis-Arthritis?
Zwar ist die Ursache der Psoriasis-Arthritis noch nicht umfassend bekannt, aber Forscher haben bereits mehrere Zellen und Botenstoffe des Immunsystems identifiziert, die am Entstehungs- und Entzündungsprozess der Erkrankung beteiligt sind - zu diesen zählen Signalstoffe wie der Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α), Interleukin 12 (IL-12), IL-17 oder IL-23. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wurden in den letzten Jahren bereits viele Therapien für eine effektive Behandlung der Psoriasis-Arthritis entwickelt.
Wie es zu der Fehlregulation des Immunsystems bei der Psoriasis-Arthritis kommt, ist noch nicht vollständig geklärt. Laut Experten spielen wahrscheinlich genetische und Umweltfaktoren bei der Entstehung der Erkrankung eine Rolle. Durch genetische Faktoren (z. B. HLA-B27) kann eine ausgeprägte Veranlagung für eine Erkrankung an Psoriasis-Arthritis vorhanden sein. Allerdings lässt sich in vielen Fällen nicht herausfinden, welcher Faktor genau zur Entstehung der Psoriasis-Arthritis geführt hat.
Damit die Erkrankung ausbricht, können weitere Faktoren, die sogenannten Triggerfaktoren, hinzukommen. Zu diesen zählen u. a.:
- Infektionen (durch Bakterien oder Viren)
- Übergewicht
- Medikamente (z. B. Betablocker)
- Allergien
- Hormonelle Veänderungen (z. B. Schwangerschaft, Pubertät)
- Emotionaler Stress
Mit Psoriasis-Arthritis gut leben
Bei der Psoriasis-Arthritis handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung. Trotzdem kann sie bei einer frühzeitigen Diagnose und Therapie gut kontrolliert werden. Wichtig ist, dass Sie Ihr Leben möglichst nicht von der Erkrankung einschränken lassen und nicht zögern, gegebenenfalls Unterstützung bei Freunden, Familienangehörigen oder Kollegen zu suchen. Außerdem gibt es zahlreiche Faktoren im Alltag, die nicht nur Risikofaktoren für die Entstehung der Psoriasis-Arthritis sind, sondern auch einen ungünstigen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung nehmen können (z. B. Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, starkes Übergewicht).
Wegen der sichtbaren Hautveränderungen leiden Betroffene mit Psoriasis-Arthritis häufiger unter einer gesellschaftlichen Ausgrenzung als Menschen mit gesunder Haut (Stigma). In Folge berichten Betroffene von Angst- und Schamgefühlen bis hin zu sozialem Rückzug. Betroffene können auch unter Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen leiden. Gleichzeitig können die typischen Beschwerden der Gelenkentzündung wie Schmerzen und Bewegungseinschränkungen dazu führen, dass leichte Alltagsaktivitäten auf einmal schwer oder sogar unmöglich werden. Daher ist es wichtig, möglichst früh eine Therapie der Erkrankung zu beginnen.