Wenn die Schilddrüse zu wenig Hormone produziert
Wenn die Schilddrüse zu wenig Hormone produziert, handelt es sich um eine Unterfunktion. Erfahren Sie mehr zu Ursachen, Anzeichen und Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).
Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion - so individuell wie jeder Patient
Zu den möglichen Beschwerden, die bei Menschen mit einer Hypothyreose auftreten können, gehören:
- Schlafstörungen
- Haarausfall
- Gewichtszunahme trotz gleichbleibender Ernährungsgewohnheiten
- Müdigkeit
- depressive Verstimmung
- Frieren
Typisch für die Schilddrüsenunterfunktion sind ihre unspezifischen Symptome. Zudem können sie mehr oder weniger stark ausgeprägt auftreten, manchmal auch gar nicht. So individuell wie jeder Mensch ist, so individuell sind auch die Symptome, die sich bei ihm zeigen.
Funktionsstörungen der Schilddrüse sind in bestimmten Phasen des Lebens wahrscheinlicher, besonders dann, wenn sich der Hormonhaushalt verändert, z. B. während der Pubertät, in der Schwangerschaft oder während der Wechseljahre. Zudem unterscheiden sich die Symptome bei Neugeborenen, Kindern, Erwachsenen und älteren Menschen.
Die körperliche, geistige sowie seelische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wird wesentlich von der Schilddrüse beeinflusst. Sie bildet die hierfür notwendigen Botenstoffe. Symptome, die auf eine Hypothyreose bei Neugeborenen hinweisen können, sind z. B. ein Überschreiten des erwarteten Geburtstermins, ein hohes Gewicht zur Geburt, mangelndes Interesse zu trinken, Verstopfung sowie ein langsamer Puls. Betroffene Babies und Kinder sind inaktiv, da es ihnen an Bewegungsdrang mangelt. Häufig ist ihre Muskulatur schwächer und ihre Haut trocken. Die Hypothyreose führt zu einem Mangel an wichtigen Schilddrüsenhormonen. Die Folgen können körperliche und auch geistige Entwicklungsverzögerungen sein. Da die Folgen einer Erkrankung der Schilddrüse schwerwiegend sein können, ist es wichtig, solche Funktionsstörungen schnellstmöglich zu diagnostizieren. Daher wird bei allen Neugeborenen bereits am fünften Lebenstag eine kleine Blutprobe entnommen und auf eine Schilddrüsenfunktionsstörung getestet.
Aufgrund ihrer unspezifischen Symptome bemerken Erwachsene eine Hypothyreose oft nicht. Erst bei stärkerer Unterfunktion der Schilddrüse treten deutliche Symptome auf, die wahrgenommen werden. Im Falle einer Hypothyreose, werden von der Schilddrüse zu wenig Botenstoffe gebildet: Es mangelt an Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3). Die Folgen des Mangels sind ein verlangsamter Stoffwechsel und eine geringere Leistungsfähigkeit. Symptome des Hormonmangels können Müdigkeit, erhöhter Schlafbedarf, Antriebslosigkeit oder Konzentrationsstörungen sein. Zudem klagen Betroffene häufig über Verstopfung und eine deutliche Gewichtszunahme. Erwachsene mit Hypothyreose frieren oft, haben trockene, kühle und blasse Haut sowie brüchige Haare und Nägel. Neben Wassereinlagerungen zum Beispiel an den Augenlidern treten bei Frauen oft Menstruationsstörungen auf. In einigen Fällen verlangsamt sich der Puls und die Muskelreflexe sind geschwächt.
Die Schilddrüsenunterfunktion ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen. Insbesondere Frauen sind betroffen: Hypothyreose wird bei Frauen fünfmal häufiger als bei Männern diagnostiziert.1
Im höheren Lebensalter sind die Symptome einer Hypothyreose anders als bei jüngeren Patienten. Selten treten die Symptome gleichzeitig auf. Leichte Formen der Schilddrüsenunterfunktion werden daher immer wieder übersehen. Beispielsweise können die Symptome von Wechseljahren denen einer Schilddrüsenunterfunktion ähneln. Bei älteren Patienten zeigt sich die Unterfunktion oftmals allein durch Kälteempfindlichkeit, Müdigkeit oder Depression.
Fehlfunktionen der Schilddrüse oder ihrer übergeordneten Schaltstellen
Im Falle einer Unterfunktion bildet die Schilddrüse zu wenig ihrer Botenstoffe T3 und T4. Lediglich in wenigen Fällen ist die Fehlfunktion angeboren. In den meisten Fällen ist die Schilddrüsenunterfunktion erworben, z. B. wenn Entzündungen gesundes Gewebe der Schilddrüse zerstören. Die Bildung der Schilddrüsenhormone wird durch übergeordnete Schaltstellen im Gehirn - über den Hypothalamus und die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) - reguliert. Treten dort Fehlfunktionen auf, beeinflusst dies die Schilddrüse. Eine Folge kann die Hypothyreose sein. Eine weitere Ursache der Krankheit ist ein Jodmangel in der Ernährung. Dieser kann auch zu einer Schilddrüsenvergrößerung – einer Struma – führen.
Bei fast allen Hormonen sind an deren Bildung sogenannte Regelkreise beteiligt, die über verschiedene Ebenen gesteuert werden. An der Bildung der Schilddrüsenhormone sind drei Organe auf drei unterschiedlichen Ebenen beteiligt. Die zentrale Ebene bildet der Hypothalamus im Gehirn. Dieser startet den Regelkreis und setzt das Hormon TRH (Thyreotropin-releasing-hormone) frei. Dies signalisiert dem Organ auf der nächsten Ebene - der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) - das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) zu produzieren. Durch die Stimulation des Hormons TSH nimmt die Schilddrüse Jod aus dem Blut auf und schüttet die Schilddrüsenhormone T3 und T4 aus. Ist eines dieser Organe gestört, kann es zu einer Unterfunktion kommen. Setzt der Hypothalamus zu wenig TRH frei, dann produziert die Hypophyse zu wenig TSH. Schüttet die Hypophyse zu wenig TSH aus, wird die Schilddrüse zu wenig angeregt. In Folge bildet die Hormondrüse zu wenig ihrer Botenstoffe T3 und T4 - eine Schilddrüsenunterfunktion entsteht.
Die Schilddrüsenunterfunktion wird in drei Formen eingeteilt:
- primäre Form: die Unterfunktion liegt auf Ebene der Schilddrüse. Dort haben Gewebeveränderungen stattgefunden, sodass die Schilddrüsenzellen zu wenig T3 und T4 bilden
- sekundäre Form: die Fehlfunktion liegt auf Ebene der Hirnanhangsdrüse. Dass die Hypophyse zu wenig TSH produziert, ist im Vergleich zur primären Unterfunktion selten.
- tertiäre Form: die Fehlfunktion liegt auf zentraler Ebene. Der Hypothalamus im Gehirn schüttet zu wenig TRH aus. Diese zentrale Funktionsstörung ist sehr selten.
Darüber hinaus gibt es die sogenannte periphere Hypothyreose. Dann werden zwar ausreichend Hormone in der Schilddrüse gebildet, üben im Körper allerdings keine ausreichende Wirkung aus. Diese Variante der Unterfunktion tritt selten auf.
Schilddrüsenunterfunktion: häufig steckt eine Hashimoto-Thyreoiditis dahinter
Eine der häufigsten Ursachen der Hypothyreose ist die Krankheit Hashimoto-Thyreoiditis. Es handelt sich dabei um eine Autoimmunerkrankung. Die Krankheit hat ihre Ursache im körpereigenen Abwehrsystem. Es greift "irrtümlich" das Gewebe der Schilddrüse an und schädigt es. Dies führt zu Entzündungen des Organs und zu Funktionsstörungen: Die Schilddrüsenhormone T3 und T4 können bei einer Hashimoto-Thyreoiditis nicht mehr ausreichend gebildet werden. Weil das eigene Immunsystem den Körper selbst angreift, heißt die Krankheit auch Autoimmun-Thyreoiditis.
Benannt wurde die Schilddrüsenentzündung nach dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto. Bereits 1912 beschrieb Dr. Hashimoto als erster diese Autoimmunerkrankung . Es sind zwei ähnliche Verlaufsformen der Thyreoiditis bekannt: die atrophe Hashimoto-Form, bei der die Schilddrüse immer kleiner wird, und die hypertrophe Form der Hashimoto-Thyreoiditis, bei der sich das Organ vergrößert (Struma).
Die Hashimoto-Thyreoditis verläuft individuell sehr unterschiedlich. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Schilddrüsenentzündung geht oft unbemerkt vonstatten. Gerade zu Beginn der Hashimoto-Erkrankung werden die unterschiedlichen und unspezifischen Symptome häufig übersehen.
Symptome
Die Hashimoto-Thyreoiditis verursacht normalerweise keine Schmerzen und bleibt oft lange unbemerkt. Zu Beginn der Schilddrüsenentzündung kann es aufgrund einer übermäßigen Produktion von Botenstoffen zu einer vorrübergehend auftretenden Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kommen. Dann äußert sich Hashimoto durch Symptome wie Gewichtsverlust, Nervosität, Zittern, Durchfall, Schwitzen und Herzklopfen. Denn das Immunsystem greift das Schilddrüsengewebe an und verursacht Entzündungen, die Thyreoiditis. Dies führt zur kontinuierlichen Zerstörung der Schilddrüsenzellen, die ihre gespeicherten Hormone vor ihrem Untergang plötzlich ausschütten. In Folge kommt es bei Hashimoto zu einer kurzfristigen Überfunktion der Schilddrüse: Es werden große Mengen T3 und T4 freigesetzt. Mit zunehmender Gewebezerstörung aufgrund der Thyreoiditis werden langfristig jedoch nicht genügend Schilddrüsenhormone produziert und es entwickelt sich eine allmählich stärker werdende Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Typische Beschwerden bei der Hashimoto-Autoimmunerkrankung sind dann Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit und depressive Verstimmungen.
Diagnose
TSH, T3 und T4 sind die wichtigsten Indikatoren für eine Unterfunktion. Zur Diagnose der Hashimoto-Thyreoiditis wird das Blut auf die diagnostisch relevanten TPO (Thyreoperoxidase)- und TG (Thyreoglobulin)-Antikörper untersucht: In den meisten Fällen sind bei Hashimoto die TPO-Antikörper erhöht, mit oder ohne Erhöhung der TG-Antikörper.
Ursachen
Einer Schilddrüsenentzündung kann man nicht vorbeugen. Denn bisher ist nicht eindeutig geklärt, welche Faktoren die Thyreoiditis bewirken. Vermutlich ist es die Kombination verschiedener Faktoren, die eine Hashimoto-Thyreoditis auslösen können. Zur Diskussion stehen neben einer genetischen Vorbelastung auch Infektionen (Bakterien, Viren), Jodbelastungen, hormonelle Umstellung und psychischer Stress unterschiedlicher Art, die Hashimoto auslösen können.
Therapie
Da es sich bei der Hashimoto-Thyreoiditis um eine Autoimmunerkrankung handelt, ist sie bisher nicht heilbar. Doch die Beschwerden der Schilddrüsenentzündung sind in den meisten Fällen gut behandelbar. Da die kranke Schilddrüse zu wenig des Schilddrüsenhormons Thyroxin produziert, verschreibt der Arzt in der Regel ein Präparat, das dem körpereigenen Hormon Thyroxin (T4) entspricht. Meistens müssen die Patienten die Hormontabletten ein Leben lang einnehmen.
In kleineren Studien wurde unter Selengabe ein Absinken der TPO-Antikörper bei Hashimoto-Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion gezeigt. Bis heute ist aber nicht abschließend geklärt, ob sich die Gabe von Selen bei Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion langfristig günstig auswirkt.2
- Melchert, H-U et al. et al. (2005): Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Gebrauch von Schilddrüsentherapeutika und Schilddrüsenhormon-Status; Robert Koch-Institut, Berlin.
- Feldkamp J. (2018): Gut leben mit Hashimoto. Trias Verlag, Stuttgart.