Schmerzratgeber

Schmerz

Schmerzen zu empfinden kann sehr unangenehm sein, ist aber dennoch lebensnotwendig, um uns zu warnen, dass in unserem Körper etwas nicht stimmt. Als ein Warnsignal des Körpers weist Schmerz uns auf eine Verletzung oder eine Gewebeschädigung hin.

Schmerz

Was ist Schmerz?

Natürlich möchten Betroffene am liebsten auf Schmerzen jeglicher Art verzichten. Doch Schmerzen sind lebensnotwendig und ein wichtiges Alarmsignal des Körpers. Denn dadurch ist unser Körper in der Lage, uns vor möglichen Gefahren zu warnen. Wenn wir beispielsweise an eine heiße Herdplatte kommen, wird diese Information weitergeleitet, der Körper reagiert reflexartig und zieht die Hand zurück (siehe "Wie entstehen Schmerzen?"). Außerdem warnt uns Schmerz auch bei ernsteren Erkrankungen, die unbedingt behandelt werden müssen. 

 

Doch warum verspürt zum Beispiel ein Fakir keinen Schmerz, wenn er sich auf ein Nagelbrett legt? Die Antwort lautet: jahrelanges Training. Fakire können durch Meditation Teile ihres Gehirns beeinflussen und versetzen sich in Selbsthypnose. Dadurch verspüren sie keine Schmerzen.

Wie entstehen Schmerzen?

Schmerz wird durch die Wahrnehmung eines äußeren Reizes wie Temperatur, Dehnung, Druck, chemische Stoffe, Verletzungen oder krankhafte Prozesse im Körperinneren ausgelöst. Sogenannte Schmerzrezeptoren nehmen diese Reize auf und leiten die Schmerzinformation zum Rückenmark weiter. Dort findet die Verarbeitung dieser Information und die Weiterleitung an das Gehirn statt. Der im Gehirn angekommene Reiz, wird bewertet und nun als bewusster Schmerz wahrgenommen.
Schmerzimpulse

Schmerz - eine natürliche Reaktion des Körpers

An der Wahrnehmung von Schmerzen sind viele Organe beteiligt: unser Nervensystem, das Rückenmark, das Gehirn. Doch was passiert eigentlich, wenn ich mich in den Finger schneide? Wie verarbeitet der Körper den Schmerzimpuls und leitet ihn weiter?

Im Finger befinden sich spezielle Messfühler, welche den Schmerzreiz aufnehmen. Diese Schmerzfühler, genannt Schmerzrezeptoren, finden sich in fast allen Körpergeweben wie in der Haut, den Knochen, Sehnen, Muskeln und den verschiedenen Organen. Es handelt sich dabei um freie Nervenendigungen.

Besonders viele Schmerzrezeptoren befinden sich in der Haut. Sie übernehmen hier eine Art Schutzfunktion, indem sie auf Hitze, Kälte, Druck, Zug oder Säure reagieren. Wird z. B. die Haut durch einen Messerschnitt verletzt, erkennen die dort befindlichen Nervenfasern den schmerzauslösenden Reiz. Sie wandeln die Schmerzinformation direkt in ein elektrisches Signal um. Über Nervenfasern wird dieses Signal zum Rückenmark weitergeleitet. All dies geschieht im Bruchteil einer Sekunde.

Schmerzen, Ursache

Körpereigene Stoffe lindern den Schmerz

Das Rückenmark ist weit mehr als eine Datenautobahn, die eine Schmerzinformation ans Gehirn liefert. Es ist ein Ort, an dem komplexe Prozesse verarbeitet werden und es spielt außerdem eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Schmerzempfindens. Durch die Freisetzung des körpereigenen „Schmerzmittels“ Endorphin gelingt es dem Körper, den Schmerz zu lindern und für kurze Zeit sogar auszuschalten. Dies passiert vermehrt in Extremsituationen wie z. B. bei schweren Verletzungen, nach einem Unfall oder bei starker körperlicher Anstrengung.

Der Effekt: Man nimmt die Schmerzen erst dann richtig wahr, wenn sich der Körper wieder beruhigt hat und weniger Endorphine produziert. Dies ist eine Schutzfunktion des Körpers.

Wenn Nervenbahnen geschädigt sind

Wie zuvor beschrieben, werden Schmerzen durch sogenannte Nervenfasern weitergeleitet. Heißt das nun, dass wir keinen Schmerz spüren können, wenn die Nerven beschädigt sind? Nein - im Gegenteil. Beschädigte Nerven können auch die Ursache für einen empfundenen Schmerz sein, der von leichtem Kribbeln bis hin zu heftigen Schmerzen reichen kann und als heiß, brennend und elektrisierend oder stechend wahrgenommen wird. Mitunter kann es auch zu Missempfindungen oder Lähmungserscheinungen kommen. Nervenschmerzen entstehen häufig durch verletzte oder falsch funktionierende Nervenfasern. Ursache für diese neuropathischen Schmerzen sind meist Verletzungen der Wirbelsäule, aber auch Viruserkrankungen wie die Gürtelrose, Stoffwechselerkrankungen oder Tumore können für diese Schmerzart verantwortlich sein.

Grundsätzlich gilt auch für die Behandlung von Nervenschmerzen: damit es keine chronischen Schmerzen werden, sollten Patienten nicht zu lange warten und so früh wie möglich in Abstimmung mit ihrem Arzt eine Schmerztherapie beginnen.

 

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Häufige Schmerzarten und was dagegen hilft

Schmerzen sind lästig und können den Alltag stark beeinträchtigen, auch wenn sie aus medizinischer Sicht nicht immer gefährlich sind. Doch was kann man gegen den Schmerz tun?

Nicht jeder Schmerz ist gleich

Schmerzen können sehr unterschiedlich sein. Zudem nimmt jeder Mensch Schmerzen anders wahr. Es gibt leichte und starke Schmerzen, akute und chronische, spezifische und unspezifische. Aber Schmerzen haben auch verschiedene Ursachen und Mechanismen. So entstehen beispielsweise Kopfschmerzen anders als Gelenkschmerzen. Daher müssen sie auch unterschiedlich behandelt werden.

Treten Schmerzen akut auf, greifen viele schnell zu einem Schmerzmittel. Und wem hat eine Kopfschmerztablette nicht schon mal den Tag gerettet? Schmerzen müssen nicht immer „ertragen“ werden, ganz gleich, ob es sich um Fieber und Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und Migräne oder Gelenk- und Rückenschmerzen handelt. Es ist jedoch wichtig, Schmerzmedikamente richtig einzusetzen, insbesondere, wenn man sie nach eigenem Ermessen anwendet.

Hier erfahren Sie mehr über die häufigsten Schmerzarten und wie man sie am besten behandelt:

Wenn der Kopf schmerzt

Fast jeder hatte schon einmal akute Kopfschmerzen. Frauen sind statistisch betrachtet häufiger betroffen als Männer. Doch wie bekommt man diese Schmerzen am besten in den Griff?

Mehr als 200 Arten

Nicht jeder Kopfschmerz ist gleich. Pochend, drückend, stechend: die Schmerzen zusammenfassend zu beschreiben, ist kaum möglich.

Sie können den ganzen Kopf betreffen oder nur einen bestimmten Bereich. Sie können kurzfristig und akut auftreten, episodisch in Abständen von Wochen oder Monaten wiederkehrend oder andauernd, also chronisch bestehen. Stärke, Art und Auftreten von Kopfschmerzen variieren sehr stark. Manchmal werden sie von Übelkeit, Erbrechen oder Sehstörungen begleitet.

Insgesamt unterscheidet man mehr als 200 Kopfschmerzarten. Zu den häufigsten zählen1, 2:

  • Spannungskopfschmerz
  • Migräne
Migräne

Spannungskopfschmerz

Wer unter Spannungskopfschmerzen leidet, berichtet von dumpfen und drückenden Schmerzen, die meist im Stirn- oder Nackenbereich beginnen und über den ganzen Kopf ausstrahlen. Oft vergehen die Schmerzen nach kurzer Zeit. Es gibt aber auch chronische Formen.

Die genaue Ursache von Spannungskopfschmerzen ist bis heute nicht geklärt. Eine Rolle können spielen:

  • Verspannungen der Muskulatur im Kopf-, Nacken- oder Schulterbereich
  • Stress, unterdrückte Aggressionen oder Konflikte

Migräne2

Eine Migräneattacke wird häufig von starken Kopfschmerzen begleitet. Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch sehr beeinträchtigend. Es pocht, pulsiert und sticht. Meist ist der Schmerz einseitig, oftmals wechselt er auch während der Attacke die Kopfseite. Migräneanfälle kehren in unregelmäßigen Abständen wieder. Manche Menschen haben nur ein- oder zweimal im Jahr eine Migräne. Andere leiden mehrmals im Monat oder fast täglich unter Migräne. Vereinzelt dauern die Attacken nur wenige Stunden, manchmal sogar bis zu drei Tage.

Weitere Symptome können Appetitlosigkeit, Übelkeit und eine Überempfindlichkeit gegenüber Lärm, Licht und Gerüchen sein. Jede körperliche Anstrengung verschlimmert den Schmerz. Dann hilft es nur noch, sich ins Bett zu legen.

Mediziner unterscheiden grundsätzlich zwei Arten von Migräneattacken: Migräne ohne Aura und Migräne mit Aura. Unter einer Migräneaura versteht man eine neurologische Ausfallserscheinung. Betroffene sehen Strahlenkränze und Zickzack-Formen, hören Piepen und Stimmen oder haben Wortfindungsstörungen kurz bevor die Migräneattacken einsetzen. Bei manchen Menschen, die Aura-Erscheinungen haben, fehlt der Kopfschmerz aber auch ganz.

Sowohl die Ursachen von Migräne ohne Aura, als auch von Migräne mit Aura sind noch nicht vollständig erforscht. Fest steht hingegen, dass die Gene eine Rolle spielen können. Forscher gehen außerdem davon aus, dass:

  • bestimmte Botenstoffe im Gehirn im Ungleichgewicht sind – wie Serotonin, Noradrenalin und CGRP (Calcitonin-Gene-Related-Peptide). Dies erhöht die Schmerzempfindlichkeit von Gefäßen im Kopf.
  • bei Migräne kleine Blutgefäße im Gehirn, die Arteriolen, entzündet sind.
  • die Schmerzhemmung im Hirnstamm weniger gut funktioniert.

Zudem gibt es bestimmte Auslöser, die eine Migräne verursachen können wie:

  • Hormonschwankungen bei Frauen im Verlauf des weiblichen Monatszyklus
  • Änderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Stress
  • Wegfall von Anspannung
  • Umwelteinflüsse wie Höhenluft, Kälte, Lärm oder Flackerlicht

Spannungskopfschmerz oder Migräne?

Um eine genaue Diagnose stellen und passende Therapie einleiten zu können, stellt Ihnen der Arzt in einem ersten Gespräch meist folgende Fragen:

  • Seit wann haben Sie Kopfschmerzen?
  • Wie oft haben Sie Schmerzen?
  • Wo verspüren Sie den Schmerz?
  • Und wie macht er sich bemerkbar, z. B. pochend, stechend, dumpf, drückend?
  • Gibt es andere Symptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Sehstörungen? 
  • Welche Medikamente nehmen Sie, wie oft und mit welcher Wirkung?
  • Was haben Sie sonst noch unternommen und mit welchem Erfolg?
  • Leiden andere Familienmitglieder auch unter Kopfschmerzen?
  • Werden die Schmerzen stärker, wenn Sie sich bewegen?

Dann führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch. Er tastet die Gesichts- und Halsmuskulatur ab, um Verspannungen als Ursache auszuschließen. Er überprüft, ob Sie gut hören und sehen, oder Defekte der Nerven vorliegen. Auch das Gleichgewicht, die Koordination und die Reflexe von Armen und Beinen kommen auf den Prüfstand. Bei den meisten Kopfschmerzarten reicht eine körperliche Untersuchung aus, um eine Diagnose stellen zu können. Gegebenenfalls schließt sich noch eine neurologische Untersuchung an. 

 

Was tun – gegen Kopfschmerzen?

Die allermeisten Patienten – mehr als 90 Prozent – leiden unter so genannten primären Kopfschmerzen. D. h. der Kopfschmerz selbst ist die Erkrankung, die behandelt werden muss.

Grundsätzlich können primäre Kopfschmerzerkrankungen wie Migräneattacken mit und ohne Aura und der Spannungskopfschmerz vom Patienten selbst behandelt werden. Bei leichten oder mittelstarken Kopfschmerzen können in der Regel natürliche Mittel aus der Hausapotheke, wie z B. Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen, wie auch rezeptfreie Schmerzmittel dabei helfen, die Beschwerden rasch zu lindern.

Treten die Schmerzen hingegen sehr stark, erstmalig länger anhaltend oder in ungewohnter Form auf, sollten Sie diese immer zuerst abklären lassen. Experimentieren Sie in diesen Fällen nicht ohne ärztliche Rücksprache mit Hausmitteln oder rezeptfreien Schmerzmittel. Im Zweifelsfall ist immer ein Arztbesuch ratsam.

1. International Headache society (IHS). International Classification of Headache Disorders (ICHD) (3rd Edition) 2018
2. Deutsche Migräne und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG). https://www.dmkg.de/files/dmkg.de/patienten/Download/Patienteninfo.pdf (zugegriffen am 08.03.2023)

Schmerztherapie

Wenn Sie akute Schmerzen haben, geht es zunächst darum, die Ursache zu beseitigen. Wenn diese behandelt ist, verschwinden in der Regel auch die Schmerzen. Werden Schmerzen chronisch, führt in der Regel ein ganzheitlicher Behandlungsansatz zu guten Therapieergebnissen.

Tipps für Patienten mit Schmerzen

Gegen Schmerzen hilft nicht nur eine passende Therapie – sondern auch der richtige Umgang mit Schmerzen ist wichtig. Hier finden Sie einige Tipps.

Wenn Schmerzen den Alltag bestimmen

Chronische Schmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität von Betroffenen stark. Manchmal bestimmen sie sogar den Alltag. Individuelle Schmerztherapien können Abhilfe schaffen. Darüber hinaus kann aber auch jeder Patient selbst aktiv werden, um seine Schmerzen zu lindern. Folgende Tipps können Ihnen helfen, besser mit Ihren Schmerzen umzugehen und Ihren Alltag zu erleichtern.

Wissen für Angehörige

Mitzuerleben, wie ein Mensch tagaus und tagein unter Schmerzen leidet, ist auch für Angehörige nicht leicht. Helfen können dabei das Wissen über Schmerzen, aber auch Tipps zum richtigen Umgang mit Schmerzpatienten.
Schmerzpatient Umgang

Wenn der Schmerz das Leben bestimmt

Chronischer Schmerz ist für Patienten eine erhebliche Belastung, und dies über Wochen, Monate oder sogar Jahre. Darunter leidet nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Stimmung.

Alles dreht sich nur noch um den Schmerz: jedes Gespräch, der Alltag, kurz: das ganze Leben.

Ohne entsprechende schmerzlindernde Therapie fühlen sich die Patienten hoffnungslos und es besteht das Risiko, dass sie Angstzustände oder eine Depression entwickeln. Dies kann zahlreiche Auswirkungen auf das tägliche Leben und die Kontakte haben.

Manche Patienten verlassen wegen ihrer starken Beschwerden das Haus nur noch, wenn es unumgänglich ist, z.B. für einen Arzt- oder Apothekenbesuch, sie ziehen sich zurück. Viele Schmerzpatienten trinken häufig zu wenig, essen zum Teil nicht genug und schlafen schlecht. Sie sind oft gereizt und verlieren die Hoffnung auf Besserung.

Ein zentraler Therapieansatz ist immer die Hilfe zur Selbsthilfe, das heißt, dass Aufgaben den Patienten nicht abgenommen werden sollen, sondern ihnen nur eine entsprechende Unterstützung angeboten wird.

Viele Angehörige müssen oftmals leidvoll erfahren: Der Betroffene ist nicht mehr so, wie sie ihn kennen. Der Schmerz hat ihn verändert. Gereiztheit, Wut und Zorn sind vor allem in der ersten Zeit nach der Diagnose ein häufiger Begleiter.

Nicht nur für den Betroffenen ist es wichtig, diese Situation zu verstehen und anzunehmen, sondern auch für Angehörige. Sie lernen, dass die "Launen" des Schmerzpatienten keine Böswilligkeit sind, sondern Ausdruck des Leidens.

Zudem kommen auf Angehörige neue Aufgaben, aber auch eine neue Rolle zu. Sie haben in der Regel den stärksten Einfluss auf den Schmerzpatienten. Und dies ist sowohl im positiven wie auch im negativen Sinne gemeint.

Durch zu viel Besorgnis und Fürsorge unterstützen Familienmitglieder beispielsweise den Schmerzpatienten darin, sich dem Schmerz hinzugeben. Dieses Verhalten erstickt oft jede Eigeninitiative und Aktivität bereits im Keim und kann durch den Fokus auf den Schmerz diesen auch verstärken.

Doch können Angehörige auch positiv Einfluss nehmen. Sie können dem Patienten Gesellschaft leisten, ihn zu gemeinsamen Aktivitäten motivieren und vom Schmerz ablenken.

Tipps im Umgang mit Schmerzpatienten

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